DETOX-Interview mit BARBARA HEINER in aktiv & gesund

In „aktiv & gesund“, dem Magazin der Merkur-Versicherung (Austria) erschien im September 2016 ein Interview mit BARBARA HEINER rund um das Thema DETOX. 

Was bewirkt ein Ernährungs-Detox?

Zunächst ist aus meiner Sicht das Spannende das Sich-Selbst-Ausprobieren, das Einlassen auf Neues, den Körper und den Geist beobachten: Wie reagiert er, was verändert sich beim Umstellen meiner Ernährung, wie fühle ich mich? Ein bewusstes Auswählen meiner Nahrung, wann ich esse und wie viel, hilft mir immer wieder die eigenen Essgewohnheiten zu überprüfen. Immer wieder erlebe ich es bei mir selbst und bei Seminarteilnehmern nach der Detox Zeit: Wir wählen unsere Lebensmittel achtsamer und bewusster aus und –– ganz entscheidend –– wir verlassen uns zunehmend stärker auf unser Körpergefühl. Auf organischer Ebene beeinflusst ein Ernährungs-Detox den Stoffwechsel und die Verdauung. Etliche Nahrungsmittel eignen sich besonders gut zum Ausleiten, stimulieren die Entgiftungsorgane Blase, Niere, Leber, Galle, Milz und Darm.

Was geht dabei im Körper vor?

Normalerweise verwenden wir rund 60 Prozent der uns täglich zur Verfügung stehenden Energie für die Verdauung fester Nahrung. Wählen wir unsere Nahrung bewusster aus, reduzieren oder vermeiden stark verarbeitete Nahrungsmittel, stellen wir dem Körper auf diese Weise frei gewordene Energiereserven zur Verfügung. Der Körper reinigt sich intensiv selbst, die frei gewordenen Energiereserven stehen für den Abbau von Giftstoffen zu Verfügung. Mit Ritualen wie dem morgendlichen Trinken von warmem, „süßen“ Wasser aus dem Ayurveda, das 20 Minuten sprudelnd gekocht hat, auf nüchternen Magen, regen wir den gesamten Verdauungstrakt an, der ja einen Großteil der Entgiftungsarbeit unseres Körpers leistet. Mit dem Trinken von Mineralwasser und/oder Tee über den Tag helfen wir beim Ausleiten von Toxinen, überschüssigen Salzen und sonstigen Rückständen über die Lymphe, den Schweiß, den Urin.

Kann ein Entgiften des Stoffwechsels auch durch andere Dinge (wie etwa Yoga, Massagen etc.) unterstützt werden?

Das Detox-Konzept ist ein ganzheitlicher Ansatz, das den ganzen Menschen in seinem Lebenskontext betrachtet. Wir sind sensibilisiert, mehrere Dinge gleichzeitig im Blick zu behalten und je nach Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Das betrifft die Faktoren Bewegung, Ernährung, Stress, Entspannung, soziale Umwelt, Beziehungen zu Mitmenschen und künstlicher Umwelt (Arbeitsplatz, Technik). Jeder Mensch ist anders, jeder Körper reagiert anderes: Es ist wertvoll, nach Anleitung wählen zu können, sich selbst eigene Routinen und Rituale zu schaffen. Eine bewusste Bewegungspraxis und Atempraxis kann dabei sehr unterstützend sein, ebenso gibt es sehr einfache und wenig zeitaufwändige Möglichkeiten, die wir in die tägliche Körperpflege einbauen können. Sowohl Yoga als auch Massagen können allein schon auf organischer Ebene hilfreich sein. Hier wird oft ganz gezielt der Stoffwechsel angeregt, beispielsweise stimulieren Drehhaltungen im Sitzen Leber, Milz und Darm, helfen Massagen kristallisierte Rückstände im Bindegewebe zu lösen, unterstützt Pranayama-Atempraxis beim Ausleiten über die Lunge.

Wem würden Sie zu einer Entgiftungskur raten und wem nicht?

Den richtigen Zeitpunkt für eine Entgiftungskur kann jeder Mensch letztendlich nur für sich selbst finden, da die Eigeninitative und Selbstverantwortung eine enorme Rolle spielt. Durch die Kur sollte kein zusätzlicher Stress entstehen, die Reinigungszeit so ruhig wie möglich gestaltet sein: Dann hat der Körper im wahrsten Sinne des Wortes Zeit abzugeben. Eine Detox-Kur eignet sich immer, um mir etwas Gutes zu tun, wenn ich aus der Balance geraten bin, beispielsweise müde, energielos, Schwierigkeiten habe mit der Konzentration oder dem Schlaf). Die Intensität der Umsetzung kann ganz individuell verschieden ausfallen. Schwangeren und Stillenden Frauen rate ich von einer Detox-Kur ab –– vor der Schwangerschaft und nach dem Stillen ist sie allerdings ideal. Ich selbst detoxe regelmäßig im Frühjahr und im Herbst, wenn der Körper sich vom Winter- auf das Sommerhalbjahr umstellt und umgekehrt, und ich lege auch meine Seminare in diesen Zeitraum.

Gibt es No-Gos beim Detoxen?

Ich bin kein Fan des erhobenen Zeigefingers und halte sehr viel von Selbstverantwortung: Das Körpergefühl „Was tut mir gut und was nicht“ lässt sich wie ein Muskel trainieren. Jeder Mensch ist anders und Jede(r) befindet sich in einer individuellen Ausgangssituation. Trotzdem gibt es gerade in der Detox-Zeit Verhaltensweisen, die den gesamtem Reinigungsprozess irritieren und blockieren können. Weiß ich beispielsweise, dass ich direkt im Anschluss an eine Detox-Phase eingeladen bin, ich dort nicht verzichten möchte, habe ich keine Zeit für eine sorgsame Nachbereitung: Das kann für meinen Darm sehr unangenehm werden. Ich rate für einen Zeitraum vor, während und nach meinen Seminaren zum Verzicht auf Alkohol und Koffein, Nikotin und Zucker. Und Planen ist generell das A und O: Eine wertvolle Planung entscheidet darüber, wie wir uns vorher, währenddessen und auch anschließend fühlen –– und diese Zeit sollte sich Jede(r) nehmen und wert sein. Extremsport oder nur das Sofa während der Detox-Zeit: Beides würde ich nicht empfehlen; eine reinigende Bewegungspraxis halte ich allerdings für äußerst hilfreich.

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